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Chanukkah

  • Autorenbild: jerusalemgang
    jerusalemgang
  • 14. Dez. 2021
  • 6 Min. Lesezeit


Im Jahre 2021 nach Christus bzw. im Jahr 5782 der jüdischen Zeitrechnung fand das Chanukkah-Fest vom Abend des 28. November bis zum Abend des 06. Dezembers statt. Wie die drei Volos aus der Erlöserkirche wohl dieses Fest inmitten der Altstadt Jerusalems erlebt haben? Das erfährst du hier. Bevor es aber zu unseren ganz persönlichen Erfahrungen geht, hier zunächst einmal ein paar generelle Hintergrundinformationen zum Chanukkah-Fest:

„Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im jüdischen Jahr 3597 (164 v. Chr.) nach dem erfolgreichen Makkabäeraufstand der Juden Judäas gegen hellenisierte Juden und Seleukiden […]. Die Makkabäer beendeten die Herrschaft des Seleukidenreiches über Judäa und führten den traditionellen jüdischen Tempeldienst wieder ein. Sie beseitigten den zuvor im jüdischen Tempel aufgestellten Zeus-Altar, den hellenisierte Juden, die JHWH mit Zeus gleichgesetzt und auf griechische Art verehrt hatten, errichtet hatten. Die Menora, der siebenarmige Leuchter im Tempel, sollte

[, wie im jüdischen Tempeldienst üblich,] niemals erlöschen. Nach der späteren Überlieferung war aufgrund der Kämpfe mit den Seleukiden nur noch ein Krug geweihtes Öl vorzufinden. Dieses Öl [war eigentlich nur ausreichend] für einen Tag. Für die Herstellung neuen geweihten Öls wurden acht Tage benötigt. Durch ein Wunder habe das Licht jedoch acht Tage gebrannt, bis neues geweihtes Öl hergestellt worden war. Daran erinnern die acht Lichter des 8- bzw. 9-armigen Leuchters [, welcher] Chanukkia[h] [genannt wird]. Jeden Tag wird ein Licht mehr angezündet, bis am Ende alle acht brennen.“

Mit diesem Zitat aus der Lieblingsquelle eines jeden (Gymnasial-)Lehrers im Hinterkopf lassen sich auch die üblichen Traditionen, die mit dem Fest einhergehen, erklären. Zum einen wird natürlich in jüdischen Haushalten, wie oben beschrieben, jeden Tag ein weiteres Licht der Chanukkiah angezündet. Diese schmücken während der acht Tage die Eingangstüren der Häuser jüdischer Familien und wir konnten diese auch – in großer Ausführung – an verschiedenen weiteren Stellen Jerusalems bewundern.

Zum anderen werden während dieser Zeit vorzugsweise sehr fettige Speisen gegessen, um auch auf diese Weise an das Wunder des ausreichenden Öls zu erinnern. Die beiden bekanntesten jüdischen Gerichte zu Chanukkah sind die סופגניות („Sufganiyot“, hebräisch für Donut) und die לטקעס („Latkes“, jiddisch für Pfannkuchen), die wir natürlich während des Festes auch mal probiert haben.

Abgesehen von den Chanukkiot, die man auf den täglichen Wegen durch Altstadt und Umgebung nur sehr schwer übersehen konnte, sowie der bei Dunkelheit einsetzenden riesigen Beleuchtung der Stadtmauer mit einer Chanukkiah und den Worten “חנוכה שמח“ – „Chanukkah sameach“ bzw. „Frohes Chanukkahfest“ bekamen wir ansonsten erstmal nicht so viel von Chanukkah mit. Am Abend des ersten richtigen Chanukkah-Tages (Sonntag, den 28.11.) bekam ich (Andrea) allerdings die Gelegenheit, am Chanukkah-Spaziergang von Studium in Israel teilzunehmen. Dafür trafen wir uns abends in der Nähe der Jaffa-Street, um dann gemeinsam durch eines der ultraorthodoxen Viertel Jerusalems zu laufen und dabei die vor den Häusern aufgebauten Chanukkiot zu bewundern. Dabei bekamen wir viele interessante Erklärungen von Melanies Mann Chaim geliefert, den ich ja bereits von der Nordexkursion kannte und der sich sehr gut mit den Bräuchen und Traditionen der ultraorthodoxen Juden auskennt. So liefen wir an Mea Shearim – dem größten und wahrscheinlich auch bekanntesten ultraorthodoxen Viertel Jerusalems – entlang durch Haptiliya, einem weiteren und etwas – die Betonung liegt wirklich auf etwas – weniger streng religiösen Viertel der ultraorthodoxen Juden. Gegen Ende, als Chaim mitten in einer Erklärung war, passierte dann das, womit man wohl zu rechnen hat, wenn man als Gruppe von „ungläubigen“ Touristen durch solch eine streng religiöse Wohngegend läuft: Man wird von einem der Bewohner zusammengeschrien. Plötzlich kam also ein ultraorthodoxer Jude angelaufen und fing an uns auf Hebräisch zu beschimpfen und anzuschreien; er sagte so etwas ähnliches wie dass das hier nicht die Einkaufsstraße von Tel Aviv sei und wir doch bitte so schnell wie möglich diesen Ort verlassen sollten. Etwas perplex folgten wir seinen Anweisungen. Noch während der aufgebrachte Mann seinen kleinen Ausraster hatte, bemühten sich die umstehenden Ultraorthodoxen, diesen zum Schweigen zu bringen und man merkte, dass ihnen das Verhalten ihres Glaubensgenossen sichtlich unangenehm war. Auch als wir den Ort verließen, entschuldigte sich nochmal einer der Männer bei uns. So verließen wir Haptiliya und machten uns auf den Weg zurück zu der Bäckerei an der Jaffa Street, an der unser Ausflug begonnen hatte. Dort spendierte Melanie jedem von uns noch eine Sufganiyah und der Abend fand doch noch einen etwas angenehmeren Abschluss.

Sufganiyot

So hatte ich, Andrea, den ersten Abend von Chanukkah verbracht und es stand bereits das nächste Chanukkah-inspirierte Event für mich an: Genau eine Woche später, also am letzten Tag von Chanukkah, war ich nämlich eingeladen zu einer Chanukkah-Feier einer meiner Gemeinden hier, der Jerusalem Assembly. Zuvor verbrachte ich allerdings noch den Tag mit Luciana und Anna-Lea (das ist eine der Freiwilligen des Berliner Missionswerks). Nachdem ich mit Luciana ein wenig Weihnachtsgeschenke eingekauft hatte, besorgten wir noch zusammen die Zutaten für „Latkes“, da wir diese zur Chanukkah-Feier mitbringen wollten. Trotz dessen, dass Latkes ja wörtlich übersetzt eher Pfannkuchen bedeutet, werden diese genauso wie Kartoffelpuffer zubereitet und sie schmecken auch so. Als Anna-Lea, die sonntags noch arbeiten musste, dann zu uns gestoßen war, machten wir zusammen die Latkes.

selbstgemachte Latkes

Danach kam der für mich coolste Teil meiner Chanukkah-Erlebnisse: Luciana hatte die Idee, vor der Chanukkah-Feier, die im Gemeindegebäude der Jerusalem Assembly in Talpiyot stattfand, noch zur Klagemauer zu gehen und dort die Feierlichkeiten mit anzusehen. So gingen wir dorthin und verfolgten gemeinsam mit der großen Menschenansammlung vor der Klagemauer die Feierlichkeiten. Es wurde viel gesungen, gebetet und natürlich alle acht bzw. neun Lichter der Chanukkiah, die vor der Klagemauer stand, angezündet (mehr dazu in der Galerie).

Chanukkah an der Klagemauer

Nach der ca. 1,5-stündigen Zeremonie machten wir uns dann schließlich auf nach Talpiyot. In der Gemeinde spielte die Versammlung gerade ein Spiel, bei dem es darum ging, möglichst viele Fragen aus der Bibel, die in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit Chanukkah standen, richtig zu beantworten. Die Anwesenden waren dafür in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt, wobei unsere Gruppe leider (knapp) verlor. Nach dem Spiel gab es dann richtig leckeres Essen inklusive Latkes und Sufganiyot und wir verbrachten einen schönen Abend, bevor wir uns dann gegen halb neun wieder auf den Weg Richtung Altstadt machten.

So endete für mich das Chanukkahfest in Jerusalem und nun folgen noch die Erlebnisse von Lea, die sie während dieser Zeit gemacht hat:

Chanukka ist mir hier das erste Mal bewusst in Tel Aviv über den Weg gelaufen, als ich dort die riesigen Chanukkiot sah. Kleiner Funfact: Ich hab es irgendwie sehr gefeiert als ich auf der Tagesshow Instagram-Seite die Bilder von den Chanukkiot gesehen habe und beim Durch-Swipen einfach das Bild aus Tel Aviv genauso auch in real life gesehen habe, wobei es eigentlich noch cooler war, das Bild aus Jerusalem selbst jeden Tag mit eigenen Augen zu können. Am 29.11. war ich dann spontan zusammen mit Philipp und noch ein paar anderen Volos auf einer Chanukka-Tour dabei. Das war ein bisschen wild, weil sich irgendwie herausstellte, dass das eigentlich ein Programm ist, um jüdische Leute zu connecten. Wir waren trotzdem herzlich willkommen. Empfangen wurden wir mit Sufganiyot, die waren echt super gut – deswegen hat jeder von uns auf dem Weg auch fünf Stück verzehrt. Die waren tatsächlich auch das Highlight auf der Tour, denn der Mann, der diese Führung gemacht hat, konnte das irgendwie halt so gar nicht gut. Außerdem wurde ich dann auch noch ganz „freiwillig“ auserwählt, einen römischen Soldaten zu spielen und das war dann echt zu viel für mein Gemüt. Das Viertel „Nachlaot“ war zwar echt sehr schön anzuschauen, aber man hätte vielleicht keine Führung gebraucht. Ehrlicherweise muss ich aber zugeben, dass die eine Station, an der jüdische Chanukkalieder gesungen wurden, schon auch cool war – wir konnten halt leider weder etwas verstehen noch mitsingen, aber die Melodien waren schön anzuhören. Am Ende gab es von uns Volos eigentlich nur Eine, der es wirklich gut gefallen hat, für die Anderen hätte diese Tour bei der Google-Bewertung so keinen bis zwei Sterne bekommen. Am 02.12. war ich von meiner Freundin Lisa, die in einer jüdischen WG wohnt, zu einer Chanukkaparty eingeladen. Das war schon auch witzig: Es gab leckeres Essen, Musik, Menschen mit sehr verschiedenen Hintergründen mit denen man interessante Gespräche führen konnte sowie ganz viele kleine Chanukkiot. Meine privaten Chanukkaspaziergänge führten mich abends das ein oder andere Mal alleine, aber auch mit den Volos vom Johanniter-Hospiz (Anna, Sophie und Nathanael) ins Jüdische Viertel in der Altstadt. Dort habe ich es sehr genossen, in Ruhe durch die Gassen zu schlendern und die vielen Glaskästchen mit den angezündeten Kerzen zu bewundern. Da wirkt die Stadt wie verzaubert. Ein weiteres jüdisches Fest, für das ich dankbar bin, es in Jerusalem hautnah miterlebt zu haben, geht zu Ende.

Während der Chanukkah-Führung

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