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Jericho, Ramallah, Ashdod

  • Autorenbild: jerusalemgang
    jerusalemgang
  • 30. Dez. 2021
  • 9 Min. Lesezeit


Montag, den 13.12.2021, entschieden wir (Lea, Andrea, Hissi, Ben und Karla) uns dazu, Jericho zu besuchen. Dafür trafen wir uns gegen 10 Uhr am Busbahnhof in Jerusalem, von welchem aus man nach Ramallah fährt. Nachdem wir noch ein wenig Wegzehrung (Kaek, eine Art Sesambrot, welches sehr typisch für hier ist, und Falafel) besorgt hatten, ging es mit dem Bus 218 Richtung Ramallah. Normalerweise dauert die Fahrt nach Ramallah nur ca. eine Stunde – nicht so an diesem Tag. Dank einem ewigen „Stop-and-Go“-Verkehr immer an der Mauer, die Israel von Palästina trennt, entlang, brauchten wir an diesem Tag ca. 45 Minuten länger als normal, bis wir in Ramallah waren. Endlich dort angekommen, kauften wir uns erstmal als Belohnung, dass wir es endlich geschafft hatten, ein wenig Gebäck an der Bäckerei, die direkt beim Busbahnhof liegt. Die Preise dort sind wirklich unschlagbar – nur einen Schekel zahlt man hier für Schokocroissant, Zimtschnecke und jede Menge anderer Teilchen. Danach ging es direkt weiter zur Servicestation; schließlich wollten wir ja endlich nach Jericho kommen. Leider entpuppte sich diese abermals als Geduldsprobe: Der Servicefahrer wollte nämlich erst losfahren, wenn das Service voll ist – was nochmal geschlagene 20 Minuten dauerte. Mittlerweile war es schon fast 12 Uhr mittags, sodass wir anfingen darüber Witze zu machen, bald schon wieder zurück nach Hause fahren zu können, obwohl wir ja noch gar nicht in Jericho gewesen waren. Zum Glück ging es dann endlich los und nach einer ca. 45-minütigen Servicefahrt, die ja glücklicherweise eh immer sehr spaßig sind, sind wir endlich in Jericho angelangt. Dort sind wir eigentlich die meiste Zeit etwas planlos herumgeirrt, weil wir uns im Zentrum der Stadt und damit zu weit weg von den üblichen Touristenattraktionen befanden. Trotzdem machten wir das Beste aus der ganzen Sache und erkundeten die Stadt. Allgemein kann man sagen, dass Jericho wirklich nochmal um einiges verschmutzter und ärmer ist, als die Städte der West Bank, die wir zuvor gesehen hatten. Zudem kamen wir uns eher so vor, als wären wir die Touristenattraktion dort und nicht die Stadt für uns. Dieses Gefühl bekamen wir vor allem deshalb, da uns auf unserer Erkundungstour unzählige Kinder begegneten, die gerade Schule aushatten. Daran, dass man als Europäer und vor allem als europäische Frau in der West Bank sehr offensiv angestarrt wird, waren wir ja bereits gewöhnt, doch die Kinder riefen uns wirklich alle ausnahmslos „Hiii!“ und „Hello!“ zu, während sie wild winkten. Das eskalierte dann teilweise so sehr, dass es schon echt richtig unangenehm wurde. Irgendwann verließen wir aber das Stadtzentrum und kamen in eher ruhigere Gegenden, wobei uns einige Kinder sogar bis dorthin verfolgten.

Ein Weihnachtsbaum in Jericho

Schließlich gelangten wir nach einer Weile zu einem „Experimental Garden“. Zunächst waren wir uns nicht sicher, ob wir diesen betreten durften, doch nachdem wir eine Person dort gefragt hatten und diese uns versicherte, dass wir uns den Garten gerne ansehen durften, taten wir dies auch. Es war dort wirklich sehr schön ruhig und ich (Andrea) fand sogar, dass es dort genauso gerochen hat, wie in den heimatlichen bayerischen Wäldern. Nachdem wir einen kleinen Rundgang vorbei an zahlreichen Palmen, Kakteen und weiteren uns unbekannten Pflanzen gemacht hatten, kamen wir an einen Mandarinen- /Orangen- / Zitronen-Baum, bei dem wir uns bis heute noch nicht so ganz sicher sind, welche Frucht das letztendlich dann eigentlich war. Wir inspizierten die Früchte genauer und probierten diese sogar – sie schmeckten sehr sauer und wir gingen davon aus, dass sie noch nicht reif waren.

Der "Experimental Garden"

Nachdem wir noch ein paar unserer mitgebrachten Weihnachtsplätzchen verspeist hatten, machten wir uns wieder auf in Richtung Innenstadt. Auf dem Weg erblickten wir eine interessant aussehende Kirche und entschlossen uns, dieser einen Besuch abzustatten.



Dort angekommen, kamen wir in einen schönen Garten und von dort weiter in die Kirche. Diese ist eine griechisch-orthodoxe und wurde bei dem Baum gebaut, der angeblich derjenige ist, auf den der Zöllner Zachäus geklettert sein soll, als Jesus nach Jericho kam. In der Kirche sprach uns dann die einzige weitere Person auf dem Gelände an – er war so etwas wie ein Gärtner oder „Housekeeper“ dort und erklärte uns, dass in Nicht-Corona-Zeiten bis zu 700 Besucher täglich diese Kirche besichtigen. Das konnten wir uns beim besten Willen zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen. Der Mann war wirklich sehr nett und wir unterhielten uns eine Weile mit ihm. Irgendwann schenkte er uns noch Orangen aus dem Garten der Kirche, die laut ihm und auch laut vielen anderen Leuten hier die „besten des Landes“ sein sollen. Diese Meinung konnten wir leider nicht teilen – die Orangen schmeckten gar nicht sauer, wie man es aus Deutschland gewohnt ist, sondern sehr merkwürdig süß. Trotzdem waren wir dankbar für die Großzügigkeit des Gärtners, der gleich jedem von uns jeweils vier Stück schenkte. Schließlich entschieden wir uns gegen 15.00 Uhr dazu, uns wieder langsam auf den Heimweg zu machen, da wir um 19.00 Uhr wieder in Jerusalem sein wollten. Anstatt mit dem Service nach Ramallah zu fahren, machten wir uns auf die Suche nach einem, das uns direkt nach Bethlehem bringen würde, da es von dort aus viel weniger Zeit braucht, nach Jerusalem zu kommen. Nachdem wir also eine Weile den Servicefahrern erklärt hatten, was unser Anliegen ist, wurden wir schließlich von einem Freund einer der Servicefahrer in seinem privaten Auto für insgesamt 120 Schekel mitgenommen – auf jeden Fall eine spannende Angelegenheit, mitten in der West Bank ins Auto eines wildfremden Mannes zu steigen und nicht zu wissen, ob dieser einen auch wirklich nach Bethlehem bringen würde. Aber wir waren ja zu fünft. Wir kamen so tatsächlich total schnell in Bethlehem an und nahmen von dort den Bus über den Checkpoint. Das war dann sogar nochmal eine spannende Situation für mich (Andrea), da ich das erste Mal über den Checkpoint gelaufen und nicht gefahren bin (man muss dafür in Palästina aus dem Bus steigen und zu Fuß durch den Checkpoint laufen, wobei man natürlich kontrolliert wird, während der Bus leer rüberfährt und einen auf der israelischen Seite dann wieder „einsammelt“). Das war insofern sehr interessant, da wir ja zu fünft unterwegs waren und daher zu viele waren, um alle auf einmal durch den Checkpoint laufen zu können. Da ich die letzte war, liefen also alle vor mir durch und dann war das Drehkreuz auf einmal gesperrt, sodass ich erstmal eine Weile zurückblieb. Die anderen durften im Checkpoint dann auch nicht auf mich warten und mussten bereits in den Bus einsteigen, während mein Visum noch kontrolliert wurde. Als das dann endlich erledigt war, konnte ich zum Glück noch in den gleichen Bus einsteigen und musste nicht ganz alleine auf den nächsten warten. Gestresst hat mich diese ganze Situation tatsächlich absolut gar nicht, was wahrscheinlich auch das Beste ist, da die Soldaten am Checkpoint vielleicht verdächtig werden, wenn der/ die zu Kontrollierende aufgeregt ist. Letztendlich kamen wir alle gut in Jerusalem an und beendeten unseren Tag mit Falafelessen am Damaskustor.


Fast genau eine Woche später, am Sonntag, den 19.12.2021, besuchte ich (Andrea) unsere Mitfreiwillige Anna-Lea für eine Nacht auf dem Sternberg bei Ramallah, während Lea zusammen mit Julia (einer weiteren Freiwilligen) ihren freien Tag in Ashdod verbrachte. Doch zunächst zu meinen Erlebnissen:

Ich freute mich sehr auf Ramallah, da mir die Stadt, die Leute und generell die West Bank sehr gefallen hatten, als ich die Male zuvor dort gewesen war. Anna-Lea war am Samstagabend nach Jerusalem gefahren und hatte bei uns übernachtet, sodass wir am Sonntagmittag nach dem Gottesdienst (ich hatte Rezeptionsdienst) zusammen den Bus nach Ramallah nehmen konnten. Im Gegensatz zu unserem Jericho-Abenteuer den Montag zuvor verging die Busfahrt diesmal wie im Flug und wir waren bereits um 14.00 Uhr an unserem Ziel. Nachdem wir uns an der berühmten Bäckerei beim Busbahnhof den ersten Teil unseres Frühstücks gekauft hatten (die Sachen sind wirklich so unglaublich lecker dort!!), liefen wir zunächst eine Weile durchs Zentrum und Anna-Lea zeigte mir ein wenig ihr Zuhause sowie den Weg, den ich am nächsten Tag nehmen musste, um wieder nach Jerusalem zu gelangen. Dann setzten wir uns in das erste Café des Tages (es würden noch ein paar weitere folgen): das „Zeit ou Zaater“. Dort bestellten wir uns ein typisches palästinensisches Gericht (dessen Namen ich schon wieder vergessen habe) und ein Gericht mit Eiern. Die palästinensische Spezialität hat uns leider nicht so gut geschmeckt, dafür war das „Omelett“ wirklich lecker und hat auch gut satt gemacht, sodass wir uns knapp die Hälfte einpacken ließen und mitnahmen. Das war gegen 15.00 Uhr und wir machten uns auf in Richtung Altstadt, die wir zum einen ein wenig besichtigen wollten und die zum anderen als Treffpunkt mit Faris, einem guten Freund von Anna-Lea, dienen sollte. Ausgemacht war, sich mit Faris dort gegen 16.00 Uhr zu treffen, sodass wir die Zeit bis dahin nutzten und einen Antiquitätenladen besuchten. Dort kaufte Anna-Lea ein Weihnachtsgeschenk und ich erwarb einen handgemachten Schlüsselanhänger. Danach fanden wir ein Häuserdach auf das man gehen konnte und vor allem in der langsam untergehenden bzw. schon sehr tief stehenden Sonne war das ein wirklich wunderschöner Platz.


Als wir dort ein paar Bilder gemacht hatten, brachen wir auch schon so langsam wieder auf, um uns mit Faris beim Café „Succariya“ zu treffen. Anna-Lea wollte sich eigentlich verstecken und ihn dann überraschen – dies hat leider allerdings eher so semi-gut funktioniert, da wir ihn zuerst mit jemand anderem verwechselt hatten… Auf jeden Fall trafen wir dann gegen 16.15 Uhr (sehr pünktlich für einen Palästinenser) Faris und ich lernte diesen endlich kennen – Anna-Lea hatte mir nämlich zuvor schon sehr viel von ihm erzählt, da er (im Gegensatz zu gefühlt allen anderen männlichen Palästinensern) wirklich nur an Freundschaft interessiert ist. Faris ist total nett und ich verstand mich sehr gut mit ihm. So machten wir uns zu dritt auf zum „Aleppo“, dem nächsten Café auf unserer „Liste“. Dort verbrachten wir einige wirklich schöne Stunden, mit einer sehr entspannten Atmosphäre, interessanten Gesprächen und zwei Schachpartien. In diesem Café kann man sich nämlich Spiele ausleihen und dann einfach den Abend mit Brettspielen verbringen. So spielten Anna-Lea und ich zusammen gegen Faris und verloren das erste Spiel gegen ihn, wobei das zweite Spiel tatsächlich in einem Unentschieden endete.

Schach im "Aleppo"

Gegen 19.30 Uhr musste dann Faris los und Anna-Lea und ich brachten ihn zur Service-Station, bevor wir in das nächste (und auch letzte) Café des Tages gingen. Den Namen des Cafés habe ich leider schon wieder vergessen – ich erinnere mich allerdings daran, dass es das arabische Wort für „Stufe“ ist, da man wirklich sehr viele Treppenstufen hochlaufen muss, um das Café zu erreichen. Dementsprechend hat man auch einen richtig coolen Ausblick über den „Al-Manara-Square“, an welchem das Café liegt, und Anna-Lea und ich hatten dort richtig gute Gespräche bei heißer Schokolade sowie einer Portion Pommes, die wir uns teilten. Schließlich machten wir uns gegen 21.30 Uhr auf zu Anna-Leas Einsatzstelle, auf deren Gelände sie auch wohnt. Diese befindet sich auf dem sogenannten „Sternberg“ und umfasst viele verschiedene Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Man muss vom Zentrum Ramallahs nochmal ca. 20 Minuten mit dem Service fahren, bevor man dort ist. Auf dem Gelände angekommen redeten wir noch ein wenig zu zweit und mit Anna-Leas Mitfreiwilliger Sari, die ihren Tag in Bethlehem verbracht hatte und kurze Zeit nach uns nach Hause gekommen war. Schließlich ging es gegen 00.00 Uhr ins Bett, da wir am nächsten Tag gegen 8.00 Uhr aufstehen mussten – Anna-Lea musste arbeiten und wollte mich davor noch zum Service, welches Richtung Ramallah fährt, bringen. Nach einer erholsamen Nacht wachte ich also am nächsten Tag gegen 7.00 Uhr auf, verabschiedete mich von Anna-Lea und fuhr schließlich gegen 8.30 Uhr nach Ramallah. Dort angekommen machte ich noch einen kurzen Abstecher in die wunderbare Bäckerei und nahm dann den Bus zurück nach Jerusalem.

Ich bin unendlich dankbar für die schönen Erfahrungen, die ich hier machen, die interessanten Orte, die ich sehen und die tollen Leute, die ich hier kennen lernen darf!

Der "Al-Manara-Square"

Jetzt zu Leas Ausflug nach Ashdod:

Julia und ich entschieden uns nach Ashdod ans Mittelmeer zu fahren, da wir eigentlich fast alle Adventsonntage am Meer verbracht hatten. Doch bevor es losgehen konnte, waren wir noch im Johanniterhospiz (ein Gästehaus in unserer Nachbarschaft, wo es auch Volos gibt) zum Frühstück eingeladen – dieses Frühstück ist so gut und wir Volos sind super gerne dort zu Gast.

Mit einem Tagesticket für 32 Schekel und reichlich Zatar-Pita sowie natürlich auch Hummus im Gepäck fuhren wir mit dem Zug erstmal nach Tel Aviv. Dort stiegen wir dann um in einen anderen Zug Richtung Ashdod. Nach eineinhalb Stunden Zugfahrt waren wir dann in Ashdod angekommen und fanden ein großes Shoppingcenter vor. Dort stöberten wir zunächst einmal und waren total überrascht von der doch so anderen Kollektion bei H&M oder eben auch anderer solcher Ketten. Aber eigentlich waren wir ja nach Ashdod gefahren, um ans Meer zu gehen. In Ashdod war es zwar deutlich wärmer als in Jerusalem, doch am Meer angekommen war es dann sehr windig und dementsprechend auch kühler. Das machte uns aber nichts aus. Wir setzten uns auf eine Bank mit Blick direkt auf die brechenden Wellen und den Horizont und genossen unser Picknick. Das Meer war auch das Schönste an Ashdod, die Stadt so ist nämlich echt hässlich und sieht exakt so aus wie Ashkelon, was sich 21 Kilometer südlicher an der Mittelmeerküste befindet und wo wir bereits vor ein paar Wochen gewesen waren. Deswegen entschieden wir uns dazu, doch nach Tel Aviv zu fahren um dort noch ein bisschen spazieren zu gehen. Obwohl Ashdod echt keine schöne Stadt war, war es ein super entspannter und schöner Tag, welchen wir abends zurück in Jerusalem bei unserer Freundin Lisa mit Plätzchenbacken ausklingen ließen.


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Drei deutsche Jugendliche verbringen ein FSJ in Jerusalem und teilen hier ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Komm mit auf unsere Reise nach Jerusalem - es ist immer ein Stuhl frei für dich!

 

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