Mitzpe Ramon
- jerusalemgang
- 27. Jan. 2022
- 6 Min. Lesezeit

Am 23.01. entschieden Luciana und ich (Andrea), Lucianas lang ersehnte Semesterferien dazu zu nutzen, gemeinsam in die Negev-Wüste nach Mitzpe Ramon zu fahren. Normalerweise überschneiden sich nämlich unsere Wochenenden leider nicht, sodass wir bisher noch nicht gemeinsam wegfahren konnten. Wir entschieden uns für Mitzpe Ramon, da dieser Ort einer der wenigen war, bei dem die Regenwahrscheinlichkeit für das Wochenende nicht bei > 90% lag. So trafen wir uns gegen 8.30 Uhr an der Central Bus Station in Jerusalem und fuhren von dort aus nach Mitzpe Ramon im Süden des Landes. Die Fahrt dauerte etwas mehr als drei Stunden, sodass wir gegen 12 Uhr dort ankamen. Wir checkten zuerst in unser Hostel ein. Dieses heißt „Silent Arrow“ und ist sehr empfehlenswert – es liegt etwas außerhalb der Stadt und dementsprechend wirklich mitten in der Wüste. Außerdem ist das ganze eher wie ein abgeschlossener Campingplatz angeordnet und man schläft in Zelten, weshalb man dort schon so ein bisschen das „Nomaden-Feeling“ erlebt.
Nachdem wir unsere Sachen für die Nacht dort gelassen hatten, machten wir uns nur mit dem nötigsten Equipment (vor allem Essen und natürlich Trinken) auf in Richtung Makhtesh Ramon, also zum Krater Ramon. Dieser ist ein riesiger Krater mitten in der Negev-Wüste mit einem Durchmesser von ca. 40km. Er entstand auf natürliche Weise durch Erosion und ist ein großes Touristenhighlight. Am Rande des Kraters angekommen bewunderten wir erstmal eine Weile die atemberaubende Aussicht.

Außerdem sahen wir dort auch unseren ersten Steinbock. Diese sind in Mitzpe Ramon wirklich überall zu finden, da sie sich absolut gar nicht vor Zivilisation oder Menschen scheuen. Nachdem wir uns ein wenig darüber erstaunt hatten, wie gechillt der Steinbock am Straßenrand stand und uns anglotzte, machten wir uns auf den Weg nach unten in den Krater immer an der Straße entlang, die in Serpentinen von oben bis ganz nach unten und dann durch den gesamten Krater verläuft. Laut Google braucht man für die Strecke mit dem Auto sieben Minuten, während sie zu Fuß etwas mehr als eine Stunde dauert. So liefen wir immer an der Straße entlang und wurden von Zeit zu Zeit von den vorbeifahrenden Autos angehupt, da dieser Weg wirklich nicht für Fußgänger bzw. Wanderer ausgelegt ist. Wir merkten auf jeden Fall schnell, dass wir uns in der Wüste befanden: Trotz dessen, dass es eigentlich nicht so warm war (um die 15°C – natürlich immer noch um einiges wärmer als im kalten Jerusalem) schien die Sonne doch sehr. Der starke Wind glich die Temperaturen aber wieder aus, sodass es angenehmes Wanderwetter war. Endlich unten im Krater angekommen, liefen wir weiter an der Straße entlang und sahen uns dort die verschiedenen Naturphänomene, wie beispielsweise auf komplett natürliche Weise quaderförmige Steine, bunte Felsen in vielen verschiedenen Farben wie rot und lila oder auch die – ebenfalls komplett natürlichen – Wasserreservoirs, die sich inmitten der trockenen und staubigen Wüste befinden, an.
Insgesamt liefen wir so ca. 4-5 Stunden durch die Wüste und es hätte auch noch mehr zu sehen gegeben, aber irgendwann waren wir dann doch ein wenig erschöpft. Kurz bevor wir uns wieder auf den Rückweg aus dem Krater hinaus machen wollten, kamen wir an einer Camperin vorbei, die mit ihrem Auto und Wohnwagen mitten in der Wüste stand. Sie hatte einen Hund dabei, welcher uns, nachdem er uns entdeckt hatte, freudig begrüßte und uns dann nicht mehr von der Seite wich. Er schien sich wirklich kein bisschen darum zu kümmern, dass wir nicht seine Besitzer waren und dass er sich gemeinsam mit uns langsam immer weiter von dem Wohnwagen entfernte. Teilweise war das auch echt gefährlich für den Hund, da dieser manchmal komplett in der Mitte der Straße lief und sich nicht wirklich um die Autos kümmerte. Irgendwann rief ihm dann Luciana auf Hebräisch zu, dass er weggehen solle, was er dann auch endlich kapierte und uns unseren Weg ohne ihn fortsetzen ließ. An sich war der Hund ja wirklich süß, aber wir waren ein bisschen überfordert mit seiner Anwesenheit.

Vor allem als wir uns an den Straßenrand stellten, um Autos zum Trampen anzuhalten – wir hatten nicht vor den Weg nach oben, der ja schon nach unten anstrengend gewesen war – bei baldiger Dunkelheit wieder komplett hochzulaufen – war der Hund, der sich zu uns stellte als würde er zu uns gehören, ein ziemliches Hindernis. Kurze Zeit, nachdem unser Begleiter uns verlassen hatte, hielt dann auch schon ein Auto an und fuhr uns nach oben. So liefen wir gegen 17 Uhr, pünktlich zum Sonnenuntergang, zurück zu unserem Hostel, wo wir herzlich empfangen wurden. In dem Gemeinschaftsküchenzelt kochten wir uns zunächst einen Tee, denn sobald die Sonne untergegangen war, war es direkt ziemlich kalt geworden. Zusätzlich wärmten wir uns ein wenig Reis auf, der von dem Hostelbetreiber für alle Gäste zur Verfügung gestellt worden war. So verbrachten wir den Abend und bewunderten noch den schönen Sternenhimmel, für den Mitzpe Ramon bzw. generell die Wüste sehr berühmt ist. Trotz dessen, dass der Himmel relativ bewölkt war, sah man viele Sterne und es war ein wahnsinnig schöner Anblick.

Es ging dann schon bald ins Bett für uns und wir begaben uns in unseren „Bungalow“, eine Art Schlafzelt aber mit Holzwänden, was die Nacht zum Glück zumindest etwas wärmer machte. Trotz der vielen Decken, die uns zur Verfügung standen, fror ich in der Nacht sehr (es hatte 1°C) und konnte erst ziemlich spät einschlafen. Dafür konnte ich aber noch die krasse Stille der Wüste genießen – ich glaube ich war noch nie zuvor an einem Ort, an dem es so ruhig war. Man hört wirklich rein gar nichts. Am nächsten Morgen war es direkt wieder ziemlich warm und sehr hell. So ließen wir abermals unser unnötiges Gepäck in der Unterkunft und machten uns gegen 9.00 Uhr auf zum „Camel Mount“, einer ca. 1km vom Hostel entfernt gelegenen Erhöhung, die als Aussichtspunkt dient. Dort angekommen frühstückten wir bei einer unbeschreiblich schönen Aussicht. Wir saßen dort eine Weile und genossen den Anblick – wir sind beide der Meinung, dass man wirklich ewig einfach nur dort sitzen und die Landschaft anschauen kann. Irgendwie wird die Schönheit der Wüste bzw. des Kraters nie weniger spektakulär und wir waren jedes Mal wieder so: „Woooow! Es ist so schööön“. Dennoch brachen wir dann eine Weile später wieder auf, da wir noch andere Dinge in Mitzpe Ramon ansehen wollten. Eigentlich wollten wir als nächstes zum „Desertstar“ – eine Einrichtung, die uns auf Google vorgeschlagen wurde, bei der wir aber bis heute nicht genau wissen, was es eigentlich sein soll, da wir das Gebäude nicht gefunden haben. Dort wo es laut Google sein sollte, war es jedenfalls nicht. Wir gehen davon aus, dass es vielleicht irgendeine Art Planetarium ist und auch bestimmt ziemlich interessant gewesen wäre. Jedenfalls ging es dann für uns weiter zum „Bio Ramon – Living Desert Museum“, eine Art Zoo, wo man sich die Wüstentiere des Negev ansehen kann. Leider war auch dieser Ort etwas weniger spannend als erwartet, da aufgrund dessen, dass gerade Winter ist, viele Tiere nicht im Zoo gehalten werden. Trotzdem erfreuten wir uns an den wenigen Schlangen und Skorpionen, die wir in ihren Terrarien vorfanden. Mein Highlight war auf jeden Fall die „Fat Sand Rat“, zu Deutsch: „Fette Sandratte“.

Als nächstes liefen wir zum „Tourist Information Center“, das direkt am Rande des Kraters gelegen ist. Wir gingen nicht in das Zentrum, sondern setzten uns an den Rand des Kraters und machten mal wieder das, wovon man nicht genug bekommen kann: Die Aussicht genießen. Dabei wunderten wir uns sehr darüber, dass man wirklich bis komplett an den Rand gehen kann und es keinerlei Absperrung oder Geländer gibt – man kann also, wenn man nicht aufpasst, sehr leicht ein paar hundert Meter in die Tiefe fallen. Offensichtlich ist uns das nicht passiert und wir verspeisten unsere mitgebrachten Pitabrote, während wir in die Weite der Wüste blickten. Als Letztes bevor es für uns zurück nach Hause ging, schauten wir uns noch den „Sculpture Garden“ an. Garten kann man das (wohlbemerkt: wir befinden uns immer noch mitten in der Wüste) nun wirklich nicht nennen – im Prinzip besteht das Ganze aus ein paar Steinskulpturen, die wohl moderne Kunst sein sollen und alle entlang des Kraterrandes angeordnet sind. Wenn man sich also die Skulpturen ansieht, hat man im Hintergrund die Aussicht auf den Krater. Man kann sich denken, was davon wir spannender fanden. Als wir uns einige der Figuren angesehen hatten und auch schon relativ weit gelaufen waren, beschlossen wir gegen 15.00 Uhr, uns auf den Weg nach Hause zu machen. Wir liefen also nochmals zurück zu unserem Hostel um unser Gepäck zu holen und konnten dabei einen Kampf zwischen zwei männlichen Steinböcken direkt neben der Straße beobachten. Mit dem Bus ging es schließlich Richtung „Heimat“. Wir mussten einmal umsteigen und wurden dafür mitten in der Pampa rausgelassen. Unser nächster Bus, der uns nach Jerusalem bringen würde, hatte dann noch ca. 30 Minuten Verspätung, doch letztendlich kam er und so fuhren wir bei untergehender Sonne nach Hause. Ich glaube, in diesem Blogbeitrag ist ganz gut rübergekommen, wie schön ich diesen Ausflug fand und wie gut mir die Wüste gefallen hat. Trotzdem nochmal hier für diejenigen, für die es noch nicht offensichtlich genug war: Es waren zwei sehr schöne Tage!

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