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Quarantäne

  • Autorenbild: jerusalemgang
    jerusalemgang
  • 8. Sept. 2021
  • 5 Min. Lesezeit

6 Tage Quarantäne liegen hinter uns und minimale Quarantäneerscheinungen sind die Folge davon – abgesehen davon, dass wir angefangen haben zu bügeln und dass wir unseren alten Wasserboiler vermissen, geht es uns aber blendend.



Tag 1 – Fr, 03.09.2021:


Nach der Ankunft am Tag zuvor haben wir erstmal genüsslich ausgeschlafen (wie die folgenden Tage dann eigentlich auch). Uns erwartete ein voller Kühlschrank, sodass es danach erst einmal Frühstück gab, welches natürlich aus getoastetem Brot mit Hummus bestand. Brot muss hierbei erstmal definiert werden: Als Deutsche(r) denkt man vielleicht an köstliches Bauernbrot oder zumindest an ein Gebäck aus Vollkorn. Nicht hier! Das „Brot“ besteht aus reinem Weizenmehl und schmeckt im Prinzip nach nichts. Zum Glück haben wir einen Sandwichmaker in unserer Küche, der dem ganzen noch ein paar Röstaromen verleiht. Der Hummus, welcher hier Grundnahrungsmittel Nr. 1 ist, rundete unser erstes Mahl gut ab. Nachdem wir gesättigt waren (wobei Philipp schon erste Anzeichen von Fleischentzug zeigte), kamen Yacoub – unser Facility Manager – der Probst und der Kantor Michael vorbei, um nach uns zu schauen. Aufgrund unseres jetzt schon komplett verschobenen Tagesrhythmus, machten wir um 17.00 ein Mittagsschläfchen. Dieser wurde von Barbara unterbrochen, die energisch gegen die Tür klopfte und rief: „Hallo?? Jemand zuhause? Yallah, Schuhe anziehen!“ Eigentlich war das lieb gemeint, denn sie wollte uns unsere Terrasse zeigen und uns damit die Gelegenheit geben, ein wenig frische Luft zu schnappen. Da erfuhren wir auch, dass wir ab ca. 14.00 Uhr legal in den Hof und auf unsere Terrasse dürfen, da die Arbeiter dann alle aus dem Haus sind. Ansonsten haben wir an diesem Tag bereits die ersten Klänge Jerusalems in Form des Muezzins erfahren. Als wir gegen 00.00 Uhr dann schlafen gehen wollten (Philipp war bereits im Bett), hat Lea uns aus Versehen den Strom abgedreht. In unserem Flur bei den Badezimmern befindet sich nämlich der Schalter für den Boiler, den Lea für einen normalen Lichtschalter hielt und diesen deshalb ahnungslos drückte. Zack, der Strom war weg und zurück blieben zwei verwirrte aber lachende Volos, die dann im Dunkeln durch ihre noch nicht so gut bekannte Wohnung stolpern mussten.


Lea und der Brunnen



Tag 2 – Sa, 04.09.2021:

Samstagmorgen wurde uns als erstes von Michael unser Gepäck vorbeigebracht, welches aufgrund der Sperrungen in der Altstadt den Weg erst jetzt zu uns gefunden hatte. Dieses wurde dankbar entgegengenommen und sofort verräumt. Dann versorgte Yacoub uns wieder mit Strom. Anschließend stand Sport auf dem Programm – zumindest für Lea und Andrea, da Philipp noch nicht ganz fit war. Nach einer schnellen und sehr kalten Dusche (der Boiler funktionierte nicht und wurde erst am Dienstag ausgetauscht, sodass wir leider auch vier Tage lang nur mit kaltem Wasser abspülen konnten), saßen wir ewig auf dem Sofa im Wohnzimmer und haben gechillt. Gegen 15.00 Uhr haben wir uns nach draußen auf den Hof gesetzt und die Sonne genossen, die hier übrigens schon um 19.00 Uhr untergeht. Abends haben wir dann zum ersten Mal die Grabeskirche läuten gehört, die sich wirklich sehr witzig anhört. Zu unserem abendlichen Programm gehört auch immer das gemeinsame Anschauen eines Filmes oder einer Serie, bevor es dann so gegen Mitternacht ins Bett geht.



Tag 3 – So, 05.09.2021:

Der Sonntag startete für uns mit religiösen Klängen: Geweckt wurden wir von den Glocken der Grabeskirche sowie von Michaels Orgelspiel im Gottesdienst der Erlöserkirche. Dieser beginnt um 10.30 Uhr, was für uns momentan echt früh ist. Nachdem der Gottesdienst zu Ende war, fragten wir Yacoub nach Brotnachschub, wobei wir diesmal explizit Pita bestellten. Micha fragte daraufhin ganz unruhig: „Aber Hummus habt ihr noch, oder???“ Der arme Kerl schien große Angst zu haben, dass uns in der Quarantäne der Hummus ausgehen könnte. Wir beruhigten ihn und meinten, dass wir wirklich nur neues Brot bräuchten. Trotzdem bekamen wir Montagvormittag einen ganzen Kilo Hummus in einer Box, die wie eine Eiscreme-Box aussieht. Den restlichen Tag arbeiteten wir eigentlich nur noch an unserem Blog und machten einen kleinen Spaziergang zu unserer Terrasse.






Tag 4 – Mo, 06.09.2021:

Ostjerusalem

Am Montag standen wir wie immer ziemlich spät auf und stellten als erstes unseren fertigen Blog online. Nach dem Frühstück haben Lea und Andrea wieder Sport gemacht und geduscht (immer noch mit kaltem Wasser, wobei man sich daran überraschend schnell gewöhnt). Mittlerweile war es schon wieder fast 14.00 Uhr und als nächstes stand unsere Terrasse auf dem Programm; diese musste nämlich nach eineinhalb Jahren Volopause wieder ordentlich auf Vordermann gebracht werden. Als das erledigt war, haben wir auch schon unser Abendessen gekocht (Reis aus einem 5-Kilosack mit Gemüse). Philipp hat mittlerweile auch endlich Fleisch bekommen –

der arme hat es nach drei Tagen vegetarisch essen wirklich sehr genossen. An diesem Tag war auch der Beginn von Rosh Hashana (das jüdische Neujahrsfest), von dem wir ja leider dank unserer Quarantäne – abgesehen von dem Klang von Schofarhörnern – nicht wirklich etwas mitbekommen haben. Trotzdem haben wir uns gegenseitig um des Feelings willen „Shana Tova!“ („Frohes Neues Jahr!“) gewünscht. Nach einer Folge der neuen Staffel Haus des Geldes war der vierte Quarantänetag auch schon vorbei und wir gingen ins Bett.



Tag 5 – Di, 07.09.2021:

Der zweite Tag von Rosh Hashana steht ganz unter dem Motto: Boiler goodbye! Um 10 Uhr mussten wir schnell Zähne putzen, da wir danach für eine kurze Zeit kein Wasser hatten, damit Yacoub unseren Boiler austauschen konnte. Unser alter Boiler war nämlich extrem verrostet und nicht mehr zu gebrauchen. Bei dieser Gelegenheit informierte uns Yacoub dann auch über den Ablauf der nächsten zwei Tage – es stand der zweite PCR-Test und bei negativem Ergebnis auch die Einführungswoche auf dem Programm. Nach dieser Aktion war das Badezimmer ziemlich dreckig, sodass vor dem Filmen der geplanten Roomtour erstmal geputzt werden musste. Das Bad geputzt, die Zimmer aufgeräumt und die Roomtour im Kasten (diese findest du hier) wollte Philipp erstmal bügeln. Micha nennt das eine „typische Quarantäneerscheinung“. Auch Lea und Andrea haben dann die Gelegenheit genutzt und ihre Blusen gebügelt. Das war der perfekte Abschluss von Quarantänetag 5.


Boiler goodbye

Tag 6 – Mi, 08.09.2021:

Raus zum Testen

Schon sind wir am letzten vollen Tag unserer Quarantäne angelangt. Um viertel nach acht wurden wir von Yacoub an der Rezeption erwartet, damit wir mit ihm zum PCR-Test an der Auguste Victoria fahren konnten. Dementsprechend früh mussten wir auch aufstehen, was sehr ungewohnt war. Trotzdem waren wir wirklich froh darüber, endlich mal aus unserer dunklen Kellerwohnung und raus in die Gassen Jerusalems zu kommen. Was den restlichen Tag noch so läuft, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, weil wir gerade (12.30 Uhr) dabei sind, diesen Blogbeitrag zu verfassen.






Im Großen und Ganzen kann man auf jeden Fall sagen, dass uns diese Tage zu dritt in der Wohnung eigentlich ganz gutgetan und dazu beigetragen haben, dass wir uns an die neue Situation gewöhnen konnten. Leider werden wir in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr so viel Zeit haben, uns um den Blog zu kümmern – dennoch werden wir dich so gut wie möglich weiter auf dem Laufenden halten. Bis dann!

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