Totes Meer und Ein Gedi
- jerusalemgang
- 31. Okt. 2021
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Nov. 2021


Ende September kam uns Volontären die Idee, ein wenig die wöchentlichen freien Tage zu nutzen, um unsere mittlerweile sehr lang gewordene „MustSee“-Liste ein wenig abzuhaken. Diese Liste ist im Prinzip eine große Sammlung von allen Städten/Orten/Sehenswürdigkeiten, die wir in unserer Zeit hier erkunden möchten. Da Ben und Hissi das Wochenende zuvor mit Maha, der Sekretärin der Auguste Victoria, ans Tote Meer gefahren waren und es dort sehr schön gefunden hatten, fiel die Wahl für unser Ausflugsziel genau darauf. Luciana und Aaron waren in der vorherigen Woche ebenfalls am Toten Meer gewesen und hatten zusätzlich zum Baden im Toten Meer noch eine Wanderung im nahegelegenen Wadi David (das ist ein Nationalpark bei Ein Gedi) gemacht. So entschlossen wir (Ben, Hissi, Lea und Andrea) uns dazu, übers Wochenende vom 03. bis 04.10.2021 ans Tote Meer sowie ebenfalls zum Wadi David zu fahren. Los ging es Sonntagmittag um ca. 12.30 Uhr, da Andrea vormittags noch Rezeptionsdienst gehabt hatte. Unser Bus Richtung Totes Meer ging um 13.30 Uhr von der Jerusalem Central Bus Station. Dort trafen wir (Lea und Andrea) uns nach einer kurzen Busfahrt durch Jerusalem mit Ben, Hissi, Anna-Lea und Sari – zwei weiteren Volontärinnen des Berliner Missionswerks. Die beiden hatten spontan entschlossen, uns am Sonntag zu begleiten und abends wieder zurück zu ihrer Einsatzstelle zu fahren, da sie am Montag wieder arbeiten mussten. Die anderen vier haben in der Regel immer Sonntag und Montag frei. Am Eingang zur Jerusalem Central Bus Station fühlten wir uns erstmal wie am Flughafen: Das gesamte Gepäck wurde durchleuchtet und man musste durch einen Metalldetektor gehen, bevor man in das eigentliche Bahnhofsgebäude gelassen wurde. Als wir (Lea und Andrea) diesen Sicherheitscheck am Eingang erblickten, machten wir uns erstmal große Sorgen um unsere Buttermesser im Rucksack. Diese hatten wir fürs Picknick mit eingepackt. Glücklicherweise interessierten sich die Sicherheitsleute dafür bei der Kontrolle kein bisschen (wenn sie sie überhaupt bemerkten) und wir konnten aufatmen. Nach dem Aufladen der RavKav mit ausreichend Guthaben trafen wir uns mit den anderen vier beim „Gate“ wo unser Bus losfuhr. Auch hier fühlte man sich wie am Flughafen und wir warteten gespannt auf die Abfahrt. Pünktlich um 13.30 Uhr luden wir unser Gepäck in den Reisebus und stiegen ein: Beim Busfahrer wurde merkwürdigerweise bei jedem von uns ein unterschiedlicher Betrag von der RavKav abgebucht, allerdings alles so im Rahmen von 30-36 NIS. Der Bus war fast komplett voll und wir weiblichen Volontäre quetschten uns zu viert in einen Zweiersitz, da hier Frauen in der Regel nicht neben (fremden) Männern sitzen. Als Andrea höflich fragte, ob sich ein Mann neben einen anderen setzen könne, damit eine Zweierreihe frei wird, servierte dieser sie einfach nur mit einem knappen „No“ ab. Wir vermuten, dass es daran lag, dass der andere Mann in den Sitzen auf der anderen Seite des Ganges ein orthodoxer Jude war… Ben konnte sich natürlich einfach neben einen Mann setzen. So ging es also los auf die ca. zweieinhalbstündige Busfahrt nach Ein Bokek. Auf der Busfahrt lernten wir noch zwei junge jüdische Männer aus Belgien kennen, die in der Sitzreihe auf der anderen Seite des Ganges saßen und die uns ansprachen, als sie hörten, dass wir uns auf Deutsch unterhielten. Aufgrund dieser interessanten Unterhaltungsmöglichkeit ging der Großteil der Fahrt wirklich schnell rum und als die beiden Männer (die Brüder sind) ausgestiegen waren, konnten wir uns auf deren Plätze verteilen. Schließlich erreichten wir unsere Haltestelle und wir gingen gegen 16 Uhr zu dem kostenlosen Campingplatz, wo wir – wieder unter freiem Himmel so wie auf der Nordexkursion – unsere Nacht verbringen wollten. Der Campingplatz befindet sich direkt zwischen dem Toten Meer und einer riesigen Hotelanlage.

In Ein Bokek war es verglichen zu Jerusalem um einiges wärmer, sodass wir die Sonne und das warme Meerwasser genossen. Wer schonmal im Toten Meer baden gewesen ist, weiß, dass man aufgrund des hohen Salzgehaltes auf der Oberfläche „schwebt“ und außerdem sehr aufpassen muss, dass man kein Wasser ins Gesicht bekommt, da es vor allem in den Augen sehr unangenehm ist. Wir verbrachten also unseren Nachmittag mit im Meer liegen, Fotos machen und damit, das Nachtlager herzurichten.

Um ca. 18 Uhr ging bereits die Sonne unter (eine Stunde früher als in Jerusalem) und so aßen wir im Dunkeln zu Abend. Schon als es noch hell gewesen war, fuhr in mehr oder weniger regelmäßigen zeitlichen Abständen eine Polizeikontrolle den Strand entlang und wir hatten teilweise etwas Angst, dass wir Probleme bekommen würden. Wir haben zwar nichts Illegales gemacht, allerdings hatten wir unser Nachtlager nicht auf dem offiziellen Campingplatz aufgeschlagen, da sich dort eine Gruppe orthodoxer Juden ausgebreitet hatte. Stattdessen hatten wir unser Gepäck auf den Strand daneben verlagert und so waren wir uns nicht sicher, ob die Polizei uns nicht vielleicht von dort vertreiben würde. Nach Sonnenuntergang fuhr das Polizeiauto immer noch herum und leuchtete uns aus dem Auto heraus mit Scheinwerfern an – zum Glück war das dann aber auch schon alles und sie sprachen uns nicht an. Nachdem wir Sari und Anna-Lea zum letztmöglichen Bus um 22.00 Uhr gebracht hatten, schwammen wir noch eine Runde im Dunkeln im Toten Meer (es war immer noch angenehm warm, allerdings ist es mit Sonnenuntergang auf einmal ziemlich windig geworden). Nach einer kurzen Dusche und dem Zähneputzen gingen Hissi und Andrea ins Bett; Ben und Lea machten noch einen nächtlichen Spaziergang. Spätestens jetzt, als wir lagen, merkten wir den Sand und das Salz des Meerwassers einfach überall. Der Wind, der Sand und vor allem das Polizeiauto, das uns bei jeder Vorbeifahrt immer noch so einen halben Herzinfarkt einjagte, erschwerten das Einschlafen doch sehr.

Schließlich wachten wir am Montag nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht gegen 6 Uhr auf. Die aufgehende Sonne und die ersten Hotelgäste, die zum Strand kamen und uns dabei sehr verwirrt anstarrten, trugen ihren Teil dazu bei. Anscheinend sieht man es nicht alle Tage, dass fünf Jugendliche ihr Campinglager am Strand direkt vor den großen Hotelanlagen aufschlagen. Nach dem Packen unserer Sachen und mit gefühlt jeweils einem Kilo Sand im Gepäck machten wir uns auf zur Bushaltestelle und zu unserer nächsten Station: dem Wadi David bei Ein Gedi. Die Busfahrt dauerte ca. 45 Minuten. Am Wadi angekommen frühstückten wir erst einmal (Pita mit Hummus – wer hätte es gedacht) und begannen anschließend unsere Wanderung durch das Wadi. Es war zwar immer noch sehr warm (ungefähr 30 Grad), doch das war dank der zahlreichen Wasserfälle und kleinen Bäche, die sehr erfrischend waren, kein Problem. Das Wadi David ist wirklich wunderschön und wir können jedem Israelbesucher nur empfehlen, dort bei Gelegenheit einmal wandern zu gehen. Nachdem wir die erste Station nach ca. 45 Minuten erreicht hatten (den David Wasserfall) und eine kurze Pause gemacht hatten, ging es weiter zur Ein Gedi Spring.

Dieser Abstecher war eigentlich zunächst gar nicht geplant gewesen, da wir nur zur Dodim Cave wollten, doch es war auf jeden Fall ein toller (aber auch anstrengender) Umweg. Es ging zunächst einige Zeit auf felsigen, steilen und trockenen Wegen bergauf (leider keine Wasserfälle mehr ☹), bis wir mit einer atemberaubenden Aussicht über das Tote Meer belohnt wurden.

Wieder nach einer kurzen Pause, bei der wir den Anblick genossen, ging es weiter zur Ein Gedi Spring, die leider nur ein relativ kleines Wasserbecken war. Trotzdem freuten wir uns natürlich sehr über die Möglichkeit, dort baden zu gehen und es ging erfrischt zurück in Richtung Dodim Cave. Leider kann man die Schönheit der Natur und des Wadis nicht wirklich mit Worten beschreiben, doch dafür gibt es ja zum Glück Bilder 😉.

Die Dodim Cave war auf jeden Fall der schönste Teil unserer Wanderung. Man kann sich diese wie einen kleinen Naturpool vorstellen, aus dem ein Wasserfall herausfließt. Dementsprechend kann man hier sogar auf „zwei Ebenen“ baden. Die Höhle selbst ist allerdings abgesperrt und man kann nur hineinschauen, aber nicht reingehen/ -schwimmen. Hier genossen wir einige Zeit die Landschaft und das Wasser und unterhielten uns auch wieder ein wenig mit anderen Wanderern (dieser Teil der Strecke war leider verglichen zum Rest des Wadis sehr mit anderen Menschen überlaufen). Trotzdem ist es natürlich nicht vergleichbar damit, wenn Touristen im Land sind. Da man um spätestens 16 Uhr wieder am Ausgang des Nationalparks sein musste, machten wir uns gegen 15 Uhr auf den Rückweg. Am Ausgang angekommen, holten wir unser Gepäck, aßen und tranken noch etwas und machten uns auf den Weg zur Bushaltestelle in Richtung Jerusalem. Ben und Andrea sind dann jedoch nicht mit dem Bus nach Hause gefahren, sondern haben (so wie Luciana und Aaron die Woche zuvor auch) getrampt. So konnten wir uns die knapp 36 Schekel sparen und hatten zudem noch eine coole Begegnung mit einem Schulleiter aus Jerusalem, der in Ein Gedi arbeitet. Bevor wir von diesem allerdings mitgenommen wurden, mussten wir erst noch ca. eine halbe Stunde warten (was natürlich immer noch eine sehr kurze Zeit für Trampende ist). Wir warteten nämlich an einer Stelle, wo auch ein orthodoxer Jude stand, der mitgenommen werden wollte und so „behinderten“ wir uns gegenseitig bei unserem Vorhaben, nach Jerusalem zu kommen: viele Autofahrer signalisierten nämlich, entweder nur uns oder den frommen Juden mitzunehmen, aber nicht uns drei zusammen. Ben hatte dann die Idee, einfach den Standort zu wechseln und so nahm uns nach besagtem Standortwechsel tatsächlich gleich das zweite Auto mit nach Jerusalem. Müde aber froh, dass das Trampen geklappt hatte, kamen wir fast zeitgleich mit Lea und Hissi (die den Bus genommen hatten) zuhause an.
Zusammenfassend kann man sagen, dass auf jeden Fall keine(r) von uns den Tag der Deutschen Einheit und den Tag darauf bisher auf so eine coole Art und Weise verbracht hatte!

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